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Pandemie und IT-Sicherheit sind Booster der Digitalisierung

In der Not begreift der deutsche Mittelstand, warum er digitalisieren muss und er tut es auch fleißig. Doch eklatante Defizite gibt es immer noch – Kopf-Monopole in IT-Abteilungen beispielsweise. Die aktuelle Studie von GHK Management Consulting legt noch weitere Schwächen offen.

Unternehmen des deutschen Mittelstands haben in den letzten beiden Jahren ihren Digitalisierungsgrad teils erheblich erhöht. Dass diese Entwicklung durch die Corona-Pandemie und die massive Ausweitung von Cyberangriffen getrieben war, ist symptomatisch für eine Haltung in weiten Teilen des oft inhabergeführten Managements: Man reagiert zwangsläufig erst auf Notlagen, statt die Chancen, die digitale Prozesse eröffnen, ohne Druck äußerer Umstände zu begreifen, und diese vorausschauend zu ergreifen. Darin liegt eine wesentliche Erkenntnis der jüngst veröffentlichten neuen Studie von GHK Management Consulting zum Digitalisierungsgrad des deutschen Mittelstands. 100 Firmen wurden befragt.

Kein Bauchgefühl, sondern Fakten

Studien-Autor Dr. Andreas Dahmen von der Unternehmensberatung GHK wollte sich nicht mit einer „subjektiven“ Einschätzung der befragten Entscheider zum Grad der Digitalisierung ihres Unternehmens begnügen. Denn diesen schätzt vermutlich jeder Verantwortliche, würde er pauschal danach befragt, höher ein, als er tatsächlich sein dürfte. Also gingen die Studienverfasser anders vor: Zu Beginn der Befragung seien die Teilnehmer um eine Einschätzung des Status quo des eigenen Unternehmens gebeten worden, um anschließend anhand abgestimmter Fragen zu plausibilisieren, ob Abweichungen zwischen der Einschätzung und dem tatsächlichen Digitalisierungsgrad vorliegen, erläutert Dr. Dahmen. An der Studie war unter anderem T-Systems sowie die Taunus Sparkasse Bad Homburg beteiligt, die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch Accadis Institute of Digitalization der privaten Accadis Hochschule Bad Homburg.

Zwei wesentliche Kernaufgaben von Unternehmen wurden unter dem Eindruck der Pandemie und der Cybercrime-Welle massiv in Richtung Digitalisierung angeschoben: Im Vergleich zur Studie 2019 hat der deutsche Mittelstand seinen Grad der Digitalisierung bei Personalprozessen massiv gesteigert, nämlich von 31 Prozent auf jetzt 73 Prozent. Beim Thema Vertrieb wurde ebenfalls viel nachgeholt: Der Grad stieg hier von 62 Prozent auf 80 Prozent, während Finanzen und Controlling bereits vor der Pandemie einen hohen Digitalisierungsgrad von 74 Prozent aufwiesen, der 2022 dann vergleichsweise geringer anstieg und jetzt laut GHK-Studie 2022 bei 83 Prozent liegt.

Cloud treibt Digitalisierung

Der teils rasante Anstieg digitalisierter Geschäftsprozesse hängt unmittelbar mit den technologischen Möglichkeiten des Cloud Computing zusammen. „Im deutschen Mittelstand wird fleißig in die Cloud migriert, es werden Hyperscaler wie AWS, Google Cloud, und allen voran Azure getestet und manchmal zugunsten von Private Cloud-Szenarien verworfen – auch im Sinne des Datenschutzes“, stellt Ulrich Müller, Sprecher der Geschäftsführung Operational Services GmbH & Co. KG und Senior Vice President Midmarket T-Systems International, fest. 77 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, reine Cloud-Dienste zu beziehen oder sie in ihre hybriden Cloud-Infrastrukturen zu intergieren. Daraus leitet Müller ab, dass sich hybride Konstellationen herausprägen würden, „wobei die Hyperscaler zukünftig mehr an ihrem Funktionsumfang, etwa Datenkonsolidierung und -auswertung, gemessen werden und aus der Wahrnehmung als reiner Infrastruktur-Provider heraustreten“.

Die wesentlichen Hoffnungen, die mittelständische Unternehmen mit der Cloud verbinden: Ergebnisoptimierung (50 Prozent) sowie einen besseren Datenschutz und höhere Informationssicherheit (70 Prozent).

„Unternehmen verfolgen mit der Digitalisierung die Ziele: Standardisierung, Transparenz und Kostenreduzierung“, sagt Dr. Andreas Dahmen, Gründer der GHK Management Consulting GmbH

Datenschutz und Sicherheit erhöht

„Cyber Security ist offensichtlich der Treiber für die Transformation von Prozessen in die Cloud“, so die Studienverfasser von GHK. Noch vor einigen Jahren dürfte bei Unternehmen das Zutrauen bezüglich der IT-Sicherheit in die eigene IT-Infrastruktur wesentlich höher gewesen sein, ebenso die Gewissheit, On-Prem-Architekturen würden regulatorisch gebotene Datenschutzbestimmungen am besten genügen. Beide Sichtweisen haben sich komplett zugunsten einer Cloud-basierten Infrastruktur gedreht, und zwar mit Hyperscalern und oft gegen eine Private Cloud.

 

Martin Fryba, Veröffentlicht in ICT Channel am 20.05.2022

Studien-Download